Es war eines der spannendsten Endspiele der NFL, das sich die Los Angeles Rams und die Cincinnati Bengals in der Nacht von Sonntag auf Montag im Super Bowl LVI geliefert haben. Am Ende triumphierten die Rams mit einem knappen 23:20-Erfolg über die Bengals. Als lokalen Ausblick auf das Spiel der Spiele zeigte das Haller Tagblatt bereits am Samstag die persönlichen Verbindungen der Unicorns-Spieler Reilly Hennessey und Moritz Böhringer zu den Endspielgegnern auf.

 

Der Super Bowl, das Finale der nordamerikanischen American-Football-Meisterschaft, gilt als eines der größten Einzelsportevents der Welt. In der Nacht zum Montag (Kickoff 0.30 Uhr deutscher Zeit) treffen die Los Angeles Rams auf die Cincinnati Bengals – ein Endspiel, das vor Saisonbeginn nur die wenigsten prognostiziert haben. Die Rams, 1999 bereits Super-Bowl-Sieger (als St. Louis Rams), haben dabei Heimrecht. Sie können nach den Tampa Bay Buccaneers das zweite Team werden, das den Super Bowl im heimischen Stadion gewinnt. Zu den beiden Finalisten haben die Schwäbisch Hall Unicorns, vierfacher Deutscher Meister, Verbindungen. Moritz Böhringer war zwei Jahre bei den Cincinnati Bengals, Reilly Hennessey warf zu College-Zeiten Pässe auf Cooper Kupp, dem derzeit wohl besten Wide Receiver der NFL.

 

Die Rams sind der große Favorit des Super Bowls. „Ich wäre sehr überrascht, wenn sie nicht gewinnen“, formuliert es Unicorns-Headcoach Jordan Neuman. Bei den Los Angeles Rams spielt Cooper Kupp eine außergewöhnlich starke Saison. Der Wide Receiver, dem das Streamingportal DAZN kürzlich eine Folge seiner „Decoded“-Reihe widmete, stammt aus einer Familie, die stark mit der NFL verbunden ist. Schon der Vater und der Großvater waren NFL-Spieler und doch war der Weg Cooper Kupps in diese Liga nicht vorgezeichnet. Er galt schon zu High-School-Zeiten als sehr talentiert, aber auch als vergleichsweise schmächtig. Cooper Kupp spielte zu College-Zeiten bei der Eastern Washington University, deren Footballteam in der NCAA Division I Football Bowl Subdivision angesiedelt ist und damit zwar zur höchsten Stufe im College-Football, aber nicht zu den allerbesten College-Football-­Teams zählt.

 

Cooper Kupp fing in dieser Zeit Bälle von Reilly Hennessey, der drei Jahre an der Eastern Washington University studierte und spielte. Reilly Hennessey kam im German Bowl 2021 erstmals für die Schwäbisch Hall Unicorns zum Einsatz und wird diese in der kommenden GFL-Saison als Quarterback anführen.

 

Auch wenn die gemeinsame Zeit mit Cooper Kupp schon mehr als fünf Jahre zurückliegt, kann er sich dennoch lebhaft an seinen Passempfänger erinnern: „Cooper war sicher der beste Footballer, mit dem ich bislang zusammenspielen durfte“, unterstreicht der 26-Jährige. Ein sehr kluger Spieler sei Cooper Kupp, der jede Offense besser macht. „Er hat mir das Leben als Quarterback sehr einfach gemacht. Denn im Grunde musste ich den Ball gar nicht akkurat werfen, sondern nur in den Korridor, in den Cooper lief. Ich konnte fast immer davon ausgehen, dass er den Ball fing.“

 

Die Fähigkeiten des heute 28-jährigen Cooper Kupp seien bekannt gewesen, aber nicht jedem NFL-Scout. „Er wurde immer beobachtet, aber eben auch manchmal übersehen. Die Rams haben ihn dann beim Draft 2017 in der dritten Runde gezogen. Das zeigt schon, dass sie sich einiges von ihm erhofft haben.“ Nach einem Kreuzbandriss 2018 kam er umso stärker zurück und wurde 2021 einstimmig in das All-Pro-Team gewählt.

 

Reilly Hennessey sieht genau wie Jordan Neuman die Rams in der Favoritenrolle. „Andererseits: Bei den Bengals hat jeder in den Play-off-Spielen gesagt, dass sie jeweils verlieren werden. Vor dem Spiel gegen die Las Vegas Raiders hieß es: Das schaffen sie nicht. Und die Bengals gewannen. Dann ging es gegen die Tennessee Titans und wieder glaubte niemand an sie, aber sie siegten. Vor dem Spiel beim Titelverteidiger Kansas City Chiefs mit Superstar-Quarterback Patrick Mahomes sagten wieder alle: No way! Aber die Bengals stehen jetzt im Super Bowl.“

 

Moritz Böhringer kennt die Cincinnati Bengals genau. Zwischen Mai 2018 und August 2020 war er bei den Bengals unter Vertrag. Er war dort Teil des Practice Squads und kam in der Saisonvorbereitung 2019 im Spiel gegen Kansas City zum Einsatz, schaffte es aber nicht in den Saisonkader. Anfang 2021 kehrte er zu den Schwäbisch Hall Unicorns zurück. Von dort war er 2016 als erster Spieler, der kein College besucht hatte, direkt aus Europa in die NFL gedraftet worden.

 

Die Bengals waren in der Zeit, in der Moritz Böhringer dort war, nie in den Playoffs. Zuletzt standen sie 1988 im Super Bowl, verloren gegen die San Francisco 49ers. Doch die Fans in der 300 000-Einwohner-Stadt in Ohio hielten zu ihrem Team: „Es sind schon immer viele Leute ins Stadion gekommen – trotz schlechter Ergebnisse und trotz schlechten Wetters“, berichtet Moritz Böhringer. „Aber eine Super-Bowl-Teilnahme hilft natürlich beim Gewinnen neuer Fans.“

 

Im NFL-Draft 2020 durften die Cincinnati Bengals als erstes Team einen College-Spieler auswählen und entschieden sich für Quarterback Joe Burrow. Moritz Böhringer hat den damals neuen Hoffnungsträger kennengelernt, wenn auch nicht auf dem Trainingsplatz. „Zu einem Großteil habe ich ihn nur in Meetings erlebt. Wegen Corona hatten wir damals keine gemeinsamen Trainingseinheiten. In den Meetings hat man aber auf jeden Fall sein Selbstvertrauen gemerkt, das er mitgebracht hat, und auch die Unaufgeregtheit.“ Schneller als erwartet kam mit Joe Burrow der Erfolg nach Cincinnati zurück. Auch wenn von einem Nummer-1-Pick viel erwartet werde, sei dies schon eine Ausnahme, glaubt Moritz Böhringer.

 

Nun können sich die Bengals erstmals in ihrer langen Historie die NFL-Krone aufsetzen. Es wäre der Abschluss einer nahezu perfekten „Cinderella-Story“. Vom Aschenputtel zur Königin des Footballs – die Bengals sind davon nur noch einen Sieg entfernt.

 

   
   
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